Wie wir alle schon während unserer Schulzeit schmerzhaft feststellen mussten, ist konzentriertes Denken sehr anstrengend. Dies bestätigen auch die Forschungsarbeiten des Psychologen Daniel Kahneman und des Kognitionsforschers Amos Tversky, die herausfanden, dass Nachdenken tatsächlich mentale Energie benötigt, die uns jedoch nur begrenzt zur Verfügung steht. Die Folge ist, dass uns die zum Nachdenken nötige Energie fehlt, wenn wir müde oder vom Alltag erschöpft sind. Laut Kahneman sind wir dann in einem Modus gefangen, den er als System 1 bezeichnet. In diesem Modus tun wir dann nur noch die Dinge, die wir gewohnt sind und handeln dabei auch weitgehend unbewusst bzw. automatisch. Da aber nicht nur Denken anstrengend ist, sondern auch Themen wie Selbstkontrolle oder die Änderung eigener Verhaltens- und Denkgewohnheiten, sind wir dazu im System-1-Modus ebenfalls nicht mehr in der Lage. Stattdessen neigen wir dann dazu, die Aussagen anderer unreflektiert zu übernehmen, weil dies wesentlich einfacher und energiesparender ist als Nachzudenken. Und da wir besonders abends müde und erschöpft sind, sind wir genau zu jener Tageszeit besonders anfällig zur Übernahme von Gedankengut aus den Medien, in der die meisten vor dem PC oder Fernseher sitzen.
So ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass viele Menschen zu vielen Themen eine Meinung haben, deren Basis sie jedoch weder überprüft noch durchdacht haben.
In diesem Zusammenhang zeichnet sich nun seit einigen Jahren eine bedenkliche Entwicklung ab, da die Zahl der Menschen, die energielos und erschöpft durchs Leben gehen, in Deutschland immer größer zu werden scheint. Dies lässt sich aus der Tatsache rückschließen, dass psychische Störungen wie das Burnoutsyndrom, das Chronic Fatigue Syndrom, Schlafstörungen und Depressionen in der Bevölkerung weit verbreitet sind und während der Covid Pandemie laut den Aussagen einiger Experten noch deutlich zugenommen haben.
Dies würde jedoch gleichzeitig bedeuten, dass es immer mehr Menschen gibt, die keine Energie mehr dazu haben, nachzudenken und die sich stattdessen irgendwelchen Meinungen anschließen, die sie unreflektiert aus den Medien übernehmen und wie Papageien nachplappern.
Da diese Menschen im System 1 gefangen sind, sprich, nur noch ihren Gewohnheiten folgen und ansonsten im Autopilotmodus durchs Leben gehen, bezeichnet der Molekulargenetiker und Immunforscher Dr. Michael Nehls dieses Szenario gar als Gefahr einer drohenden „Zombie Apokalypse“.
Besagter Dr. Nehls veröffentlichte vor kurzem auch ein Buch mit dem Titel „Das erschöpfte Gehirn“. In diesem Buch brachte er seine Forschungsergebnisse zu der Frage zu Papier, was für eine Energie es eigentlich ist, die wir zum Denken benötigen, wo sie herkommt bzw. wie sie verloren gehen kann.
Er stellte fest, dass wir zum Nachdenken vor allem den Hippocampus benötigen. Der Hippocampus ist der Teil unseres Gehirns, in dem unsere Gedankenverläufe zwischengespeichert werden, so dass wir sie später wieder abrufen können. Das interessante am Hippocampus ist nun, dass in ihm bis an unser Lebensende ständig neue Hirnzellen gebildet werden können. Dieses Phänomen, das als hippocampale Neurogenese bezeichnet wird, ermöglicht es dem Hippocampus, auch bis ins hohe Alter zu wachsen, dabei immer leistungsfähiger zu werden und immer größere Kapazitäten aufzubauen. Dies wiederum bildet die Grundlage für die Entwicklung der sogenannten Altersweisheit.
Schrumpft der Hippocampus jedoch aufgrund irgendwelcher toxischen Einflüsse, werden wir immer unflexibler, verfallen in das oben bereits beschriebene Verhaltenssystem 1 und werden zunehmend starrsinnig. Menschen, deren Hippocampus schrumpft, sind dann weder bereit, sich zu ändern noch ihre Lebensweise infrage zu stellen, selbst wenn es notwendig wäre. Sie wollen noch nicht einmal hören, dass etwas geändert werden muss.
Um geistig flexibel bleiben zu können, auf Erfahrungswissen zugreifen zu können und genug Energie zur geistigen Reflexion zu haben, muss der Hippocampus also beständig neue Hirnzellen produzieren. Wenn dies geschieht, fällt es uns auch leichter, uns im Anbetracht von angstbesetzten Situationen zu beruhigen, da wir uns auf sachliche Weise damit beschäftigen und zu Lösungsmöglichkeiten kommen können. Ist der Hippocampus jedoch aus irgendeinem Grund nicht mehr leistungsfähig, leben wir in ständigem Dauerstress und können uns nur noch langsam und schwer herunterregulieren.
Laut Dr. Nehls hat die Forschung inzwischen erkannt, dass ein kleiner Hippocampus kurzfristig zu Dauerstress führt, mittelfristig zu Burnout und Depressionen und langfristig zu Alzheimerdemenz. Dieser Prozess führt deshalb in eine Abwärtsspirale, da Dauerstress im Gehirn zu einer vermehrten Produktion von Toxinen führt, die die Neurodegeneration vorantreiben.
Letztlich setzt die Alzheimerdemenz dann ein, wenn der Hippocampus so stark geschrumpft ist, dass seine Funktionsfähigkeit verloren geht.
Dr. Nehls hat nun herausgefunden, dass die Neurogenese neuer Hirnzellen im Hippocampus bei vielen Menschen aufgrund einer ungesunden und artfremden Lebensweise nicht mehr funktioniert, so dass der Hippocampus inzwischen sogar schon bei jungen Menschen immer häufiger und stärker schrumpft.
Dies würde die zunehmende Zahl von Menschen erklären, die in Depressionen und Burnout verfallen und im letzten Lebensabschnitt an Alzheimerdemenz erkranken. Und alle drei Krankheiten wären aus dieser Sicht die Folge einer, durch eine ungesunde Lebensweise ausgelöste, mentalen Erschöpfung oder Hippocampusschwäche.
Wie ich am Anfang des Artikels bereits erwähnt habe, sind Menschen mit Hippocampusschwäche aber leichter über Angst steuerbar, da sie über neue Informationen nicht mehr reflektieren, sondern einfach der Propaganda bzw. dem Mainstream folgen, weil dies einfacher ist.
Diese Tendenz wird sogar noch dadurch verstärkt, dass Menschen mit Hippocampusschwäche auch eine Ich-Schwäche und ein geringeres Selbstwertgefühl haben. Der Grund dafür liegt darin, dass ihnen nur wenige detaillierte Erinnerungen an ihre eigenen erfolgreichen Handlungen zur Verfügung stehen. Menschen mit einem schwachen Ich suchen als Kompensation aber in der Regel ein starkes Wir. Dies wiederum verstärkt die Neigung, unreflektiert den Parolen der Medien und der Masse zu folgen.
Zum Glück gibt es aber auch klare Erkenntnisse darüber, wie man seinen Hippocampus gesund halten und zum Wachsen anregen kann.
Ein wichtiger Faktor ist dabei, dass wir unser Leben und unsere Handlungen als sinnerfüllt wahrnehmen. Abgesehen davon sollten wir schlichtweg einen gesunden Lebenswandel führen: gesunde nährstoffreiche Nahrung, genügend Schlaf, regelmäßige und viel Bewegung, wohltuende Sozialkontakte und die Beschäftigung mit Dingen, die unser Gehirn vor immer neue und interessante Aufgaben stellen. Im Experiment konnte z.B. nachgewiesen werden, dass der Hippocampus von Versuchspersonen allein schon durch ein Jahr täglicher Bewegung um 2,5% wuchs.
Dies sind gute Nachrichten, da dies bedeutet, dass wir unser Risiko für eine spätere Erkrankung an einer Alzheimerdemenz ohne großen Aufwand auf ein Minimum reduzieren können.
Da bei alledem auch der Dauerstress eine wichtige Rolle in der Entstehung von Depressionen, Burnout und Alzheimerdemenz spielt, kommt der Fähigkeit zur Stressregulation ebenfalls eine besondere Bedeutung zu.
Für mich gibt es zur Stressregulation kein größeres Geschenk als die psycho-energetischen Methoden, die Zivorad Slavinski und seine Schüler entwickelt haben. Sie werden inzwischen von tausenden Menschen überall auf der Welt erfolgreich angewendet, um mit den Stressoren unserer modernen Lebenswelt besser klar zu kommen und insgesamt ausgeglichener und gelassener zu bleiben.
Wenn du Interesse daran hast, PEAT oder andere der von mir beworbenen Methoden kennenzulernen, melde dich einfach bei mir oder besuche einen meiner Workshops, in denen ich diese Techniken unterrichte. Für eine Vertiefung in das Thema dieses Artikels kann ich dir ansonsten die Lektüre von Michael Nehls Büchern “Das erschöpfte Gehirn” und ” Die Alzheimer Lüge” empfehlen.
Ich wünsche Euch allen einen guten Start in 2023!
Euer Michael
Quelle: Nehls, M. (2022). „Das erschöpfte Gehirn.“ München: Wilhelm Heyne Verlag.